blaue deutsche "Edeldoggen"

Lederverarbeitung

Leder aus Tierhäuten herzustellen ist ein Verfahren, welches die Menschheitsgeschichte begleitet.

Selbst heute sind echte Lederartikel gefragt und verweisen Kunstleder oder Faserartikel auf die Plätze. Ich wurde vor Jahren auf eine Seite im Internet aufmerksam, als ich auf der Suche nach einer Gerbanleitung war. Unter Herberts Tipi wurde ich fündig und Herberts Anleitung, die den Gerbprozeß in Schritten sehr humorvoll beschreibt, verdanke ich, dass ich in den letzten Jahren doch schon ein paar Lederstücke selbst bearbeiten konnte.

Hier folgen in Kürze Details zur Beschreibung eines Gerbprozesses mit Bildern...

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Diesen Köcher habe ich 2012 gefertigt. Er ist aus Hirschleder. Die Entstehungsgeschichte ist sehr amüsant. Dieses einst tolle Hirschfell war mein Erstes. Bekommen habe ich es von einem befreundeten Jäger und zwar im Winter 2008. Obwohl ich damals schon Herberts Gerbanleitung vor Augen hatte, machte ich meinen ersten Fehler. Ich versah es nicht mit Salz sondern legte es zusammen, Ungeziefer war während der kalten Winterzeit nicht zu erwarten, legte es unter ein Schuppenvordach und dort lag es bis (uiuiui) der Frühling schon längst warm war.

Als ich mich an das schöne Fell erinnerte, waren dort bereits mehrere Untermieter ohne Vertrag eingezogen. Ich machte den nächsten Fehler und legte es mehrere Tage in ein Wasserbad. Die seltsamen Bewohner wurde ich los aber nun bekam es Flecken eigenartiger Färbung und der Geruch war auch nicht der Hit ;) Ich hatte Salz und Alaunsalz vergessen.

Ich machte mich also an die Reinigung der Lederseite. die Fellseite war tadellos. Nun kam ein neues Problem auf. Durch die lange Wartezeit und das Nichtsalzen zu Beginn gestaltete sich ein Reinigungsprozeß äußerst schwierig. Einigermaßen entmutigt hing ich das Fell auf eine Leine etwas abseits. Hihi-dort hing es 2 Jahre bei Wind und Wetter, machte aber einen Umzug mit. Als ich mit meinen Liebsten 2010 endlich in den Wald gezogen war, packte mich die Kraft der Natur und verwies auf das schöne Fell. Ich machte also einen erneuten Versuch nach 2 einhalb Jahren.

Mit allerhand Salzen und Kaliumalaun versuchte ich zu retten, was zu retten ist. Es gelang mir mit viel Anstrengung, die Hautseite endgültig zu reinigen und ab damit in eine nach fast 3 Jahren wirklich nötig gewordene Gerbflotte. Nach knapp 10 Tagen in Flüssigkeit war die Haut gut gegerbt aber auch 40% der Haare ausgefallen- ein weiterer Rückschlag, der mich dazu bringen wollte, endgültig aufzugeben-aber nein. Als Indianerfreund dachte ich an die Verwendung für Kleidungsstücke, die ja ohne Fell getragen werden, haha also runter mit den anderen 60% Haarkleid.

Zum ersten Mal war ich glücklich über meinen Erfolg als ich die fertige enthaarte Haut vor mir liegen sah-Schade, dass ich keine Bilder aus der Zeit habe- sie sah schon aus wie ein Rock von Winnetou's Schwester. So wollte ich also künftig verfahren. Felle enthaaren, gerben und dann was daraus machen. Ich fettete schön während und nach dem Trocknungsprozeß und danach war ich erneut und endgültig niedergeschlagen denn die herrliche Haut war braun und knüppelhart geworden. Muhahahaha, ich konnte sie tatsächlich in eine Ecke stellen. Ich weichte es noch einmal ein mit dem gleichen Ausgang. Es wurde wieder hart und liess sich nicht weichwalken.Ich warf es nur deshalb nicht weg weil die Lederstruktur extrem schön zu sehen war. Es blieb also eine ziemlich lange Zeit irgendwo liegen oder stehen ;)

Im Herbst 2012 stolperte ich mal wieder über die harte Haut und dann war es so weit. Unser Patensohn Jannis war zu Besuch mit Bogen und Pfeilen und ein Köcher wurde nötig. Die feste Eigenschaft der Haut schien mir gut geeignet also schnitt ich ein großes Stück heraus, lochte die Ränder und vernähte mit Sattlergarn, toll-schon während dieser mühseligen Arbeit stellte ich fest, dass das etwas Großartiges werden würde. Ein kleines rundes Stück wurde mit dem unteren Abschluß des Köchers vernäht, das ging nur mit einer Rundnadel, sonst hätte ich mir wohl die Finger gebrochen.

Am Ende mit Lederfett behandelt und mit Schmuck verziert ist es das Beste, was noch daraus werden konnte. Ach ja. die Hirschhaut war groß genug, es ergab 2 dieser Köcher und ich weis nun nicht, ob ich das jemals wieder so hinbekomme- ich müsste ja erstmal über 4 Jahre ein schönes Fell derart schlecht behandeln ;)

Enrico

Dies ist der zweite Köcher, welcher sich aus der "gehärteten" ;) Hirschhaut

fertigen lies.

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